Altes Handwerk in der neuen Generation

Was machen eigentlich unsere Schafhalter mit ihrer Schafwolle? – Teil 1

Selda Ganser lässt schon seit einigen Jahren ihre Schafwolle bei uns waschen und zu Vlies kardieren. Sie schätzt, dass wir beim Waschen auf Chemikalien verzichten und dabei ein reines Naturprodukt entsteht. Das Händchen für Textilien liegt in der Familie: Schon ihr Ururopa hat mit Leinen gewebt. Ihre Uroma war beruflich Weberin in Haslach und von ihrer Oma, die als Näherin beschäftigt war, lernte Selda den Umgang mit Nadel und Faden.

Jetzt näht Selda Kissenbezüge aus dem Bauernleinen, den sie von ihrem Ururopa geerbt hat oder aus gebrauchten Stoffen im Sinne des Upcyclings. Als Füllung erhalten die Kissen das Schafwollvlies, welches in unserer Manufaktur verarbeitet wurde. Den Kissenbezügen gibt Selda dabei ihren persönlichen Touch und versieht sie mit originellen Prints oder besonderen Details – aus Alt macht Neu ist hier die Devise.

Jährlich kommen bei Selda etwa 16 Kilo Schafwolle zusammen – diese wächst auf dem Rücken von Johnny, Jimmy, Einhörnchen, Zweihörnchen, Mucki und Schnucki. Die vier Waldschafe bewohnen einen halben Hektar in Julbach und arbeiten dort fleißig als Rasenmäher der steilen Obstbaumwiese mit. Anscheinend haben sie dort ein so schönes Plätzchen gefunden, dass die beiden Waldschaf-Kamerunmixschafe Mucki und Schnucki ihr ursprüngliches Zuhause bei einer Nachbarin verließen und sich der Herde anschlossen. Da Schafe Herdentiere sind, fühlen sie sich in der Gemeinschaft viel wohler. Der Bund der Herde reicht so weit, dass sogar die temperamentvolle Johnny freiwillig zurückkehrt, wenn sie mal wieder den Zaun passiert hatte.

Die Schafe können das ganze Jahr draußen verbringen – im Winter wärmen sie ihr Fell und ein Unterstand. Um im Sommer nicht zu überhitzen, wird das Fell im Frühjahr geschoren. Das Scheren übernimmt Selda selbst. Die Schafe vertrauen ihr und lassen sich so viel unkomplizierter und liebevoller anpacken. Nur riechen sie manchmal genau, was ihnen bevorsteht und streiken erstmal. Am Ende fühlt sich das Scheren für die Schafe aber nicht anders an als eine Rasur für den Menschen und die Schur verhindert, dass sie bei heißen Temperaturen einen Hitzeschlag erleiden. Die regelmäßige Pflege und der Kontakt zu den Menschen bedeutet, dass die Schafe ein gesundes, artgerechtes Leben führen und sowohl Tier als auch Mensch von dem Zusammenleben profitieren.

Aufgrund ihrer Liebe zur Schafwolle hat Selda neuerdings ein zusätzliches Projekt begonnen: Sie stellt Filzhüte aus Schafwolle her. Noch ist sie auf der Suche nach einem Hersteller, der bereit ist, ihre eigene Schafwolle zu den kegelförmigen Hutrohlingen zu verarbeiten. So bezieht sie derzeit noch Wollvliesrohlinge aus fremder Schafwolle. Die Rohlinge werden von ihr mit Hilfe von Wasserdampf und Hitze mit der Hand in Form gezogen, gedrückt und gebügelt und dann mit einer Naturkautschuklösung wetterfest gemacht. Da die Hutmacherei ein aussterbendes Handwerk ist, kostete es Selda eineinhalb Jahre, Hutformen und Werkzeug zusammenzutragen, sowie das Formen der Hüte zu erlernen. Jetzt stellt sie hochwertige Unikate her und näht ihnen Hutbänder, Lederapplikationen oder Federn auf, um ihnen damit eine ganz individuelle Note zu verleihen. Ihre Hut- und Kissenwerkstatt lässt sich besichtigen und wunderbar mit einem Besuch in der Manufaktur verknüpfen. Eine Auswahl ihrer Hüte und genauere Informationen findest du hier: https://www.littlecoyotehatcompany.com.

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